Lieber Kollege Wittek, liebe Kolleginnen und Kollegen!

> Will die Ministerin in die Irre führen oder ist etwas dran, dass die
> Gewerkschaft ihre Politik "nur nicht mitträgt"? fragt irritiert

Helmut Jantschitsch, der Vorsitzende der AHS-Leher-Gewerkschaft, hat noch am 9. April folgende Erklärung ausgesandt (die man übrigens - wie auch anderes umfangreiches Material zum Thema Aktionstag - auf der ÖPU-Homepage unter www.oepu.at findet):

"An die APA:

Mit großem Befremden musste ich soeben die Aussage von BM Gehrer in der APA-Meldung "APA0443 5 II 0491 XI" zur Kenntnis nehmen, dass sie bereits seit Jänner mit "Lehrervertretern" über "diese Frage" diskutiert habe. Sie unterstellt damit nicht zuletzt mir persönlich, bereits lange vor der "Wiedervereinigung" der schwarz-blauen Bundesregierung in eine diesbezügliche Debatte eingebunden gewesen zu sein. Ich weise diese Unterstellung sowohl für mich als auch für sämtliche Spitzenfunktionäre der AHS-Gewerkschaft mit aller Vehemenz zurück.

Mag sein, dass BM Gehrer mit "Lehrern" über ihre Pläne gesprochen hat, mit den offiziellen Vertretern fand das erste Gespräch in dieser Causa am 7. März 2003 statt, wobei sich die Ministerin von hohen Beamten ihres Ressorts vertreten ließ.

Erst am 27. März 2003 kam es zu einer "Begegnung" der Ministerin mit Vertretern aller Lehrergewerkschaften. Dabei fand weder eine Diskussion und erst recht keine Verhandlung in der Causa "Stundenkürzungen" statt, sondern eine Mitteilung dessen, was zu dem Zeitpunkt ohnehin aus allen Medien bekannt war.

Die Ministerin sprach der Gewerkschaft ja sogar öffentlich das Recht ab, sich in "pädagogischen Belangen" zu Wort zu melden.

Selbstverständlich haben wir diesen Maulkorb der Ministerin ebenso deutlich zurückgewiesen wie mehr oder minder unverhohlene Drohungen mit einer Erhöhung der Lehrverpflichtung als "Alternative zu den Stundenkürzungen".

Offenbar handelt es sich bei den bereits im Jänner eingebundenen "Lehrervertretern" um eine ebensolche Mystifikation wie bei jenen Lehrern, bei denen sie sich in ihrem offenen Brief vom 8. April 2003 bedankte: "Ich danke allen Lehrkräften, die sich an diesen Kampagnen nicht beteiligen." Durch ihre bundesweite flächendeckende Beteiligung am Aktions- und Schulpartnertag hat die Kollegenschaft wohl eindeutig gezeigt, was sie von den Sparplänen dieser Bundesregierung hält.

Ich würde mich sehr freuen, wenn sie meine Klarstellung in der APA verbreiten könnten. Mit bestem Dank im Voraus und freundlichen Grüßen Helmut Jantschitsch"

Eine entsprechende APA-Meldung ist dann am 10. April erschienen.

Mit kollegialen Grüßen

Eckehard Quin


> Meldung Nr. 560 APA II vom 2003-04-09 15:16:03
>
> APA560 5 II 0503 XI Siehe APA558/09.04 09.Apr 03
> Schulen/Lehrer/Gewerkschaften/Protest/Gehrer/Zus
>
> AHS-Protest gegen Stundenkürzung verhindert Reform nicht
> Utl.: Gehrer sieht sich durch Umfrage bestätigt - Flächendeckende
> Dienststellenversammlungen an den AHS-Standorten
>
> Wien (APA) - Mit einem Protesttag haben am Mittwoch die Lehrer an den
> allgemeinbildenden höheren Schulen (AHS) gegen die von
> Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (V) geplante Reduktion von
> Schulstunden mobil gemacht. Praktisch flächendeckend wurden an den
> AHS-Standorten Dienststellenversammlungen abgehalten, zu denen auch
> Eltern und Schüler eingeladen waren. Vor dem Bildungsministerium sowie
> in einigen Städten gab es außerdem Kundgebungen. Bewirkt haben die
> Pädagogen aber nur wenig: Gehrer sah sich bei einer Pressekonferenz
> durch eine Umfrage in ihren Plänen bestätigt.
>
> Die Dauer der Dienststellenversammlungen war lokal
> unterschiedlich: Einige Schulen nutzten den gesamten Zeitraum, an
> anderen entfiel der Unterricht nur für zwei Stunden. Schüler, die
> trotzdem in die Schulen kamen bzw. dort blieben, wurden beaufsichtigt.
> An "seiner" Schule in Wien-Landstraße zeigte sich der Vorsitzende der
> AHS-Gewerkschaft, Helmut Jantschitsch (Fraktion Christlicher
> Gewerkschafter), über die "von oben herab" erfolgende Vorgangsweise
> Gehrers "befremdet": Die Ministerin habe "Vorstellungen von
> Befehlshierarchien, die spielt's heutzutage nicht mehr". Wenn sie Mut
> hätte, dann würde sie bei einer Dienststellenversammlung in einer
> Schule sein und ihre Meinung vertreten - "das muss ja nicht gleich bei
> mir sein". Stattdessen rede sie lieber mit "abgehobenen
> Schülervertretern, die schon auf dem halben Weg zur politischen
> Karriere im Nationalrat sind". Demonstrationen in mehreren Städten wie
> in Wien und Feldkirch fanden mit jeweils ein paar hundert Teilnehmern
> wenig Zulauf.
>
> Bei einer Pressekonferenz in der ÖVP-Parteizentrale - zeitgleich
> demonstrierten vor dem Bildungsministerium Lehrer - hielt Gehrer an
> ihren Plänen grundsätzlich fest: Bestätigt sah sie sich dabei durch
> eine market-Umfrage, wonach sowohl zwei Drittel der Gesamtbevölkerung
> als auch der Eltern von Schulkindern der Ansicht seien, dass Kürzungen
> beim Stundenplan problemlos möglich wären. Die Reduktion der Stunden
> sei auch ein Signal, dass sich der Unterricht auf das Wesentliche und
> Wichtige konzentrieren müsse, betonte Gehrer.
>
> Kritik der Gewerkschaft, wonach sie ihre Reform "von oben herab"
> verordnet habe, wies Gehrer zurück:
> **************** Seit Jänner sei mit den
> Lehrer-Vertretern über diese Frage diskutiert worden - der Schritt
> werde von diesen nur nicht mitgetragen. *****************
> Eine Verschiebung der
> Reform schloss sie aus, die Gegenstimmen würden dadurch nicht weniger
> - zwischen April und September müssten die Schulen in der Lage sein,
> eine Planung für das kommende Schuljahr zu machen. Die wegfallenden
> Stellen will Gehrer durch verminderte Nachbesetzungen abfangen. Eine
> Kündigung von Lehrern schloss sie aus, allerdings könnten befristete
> Verträge nicht verlängert werden: "Da wird es so aussehen, wie es sich
> aus der Notwendigkeit ergibt."
>
> Unterstützt wurden die Protestaktionen der Lehrer von Opposition,
> Gewerkschaften und einigen Universitäten. Ablehnung der Proteste und
> Zustimmung für die Pläne Gehrers signalisierten dagegen FPÖ-Politiker.
> Gespalten sind nach wie vor die Schüler - jedenfalls deren offizielle
> Vertreter. Auf Parteilinie sind dabei sowohl die SPÖ-nahe Aktion
> Kritischer SchülerInnen (AKS), welche die Lehrerproteste unterstützt,
> als auch die ÖVP-nahe Schülerunion. Für Schülerunion-Bundesobmann Marc
> Vecsey ist die von Gehrer geplante "Zeitentlastung längst fällig".
>
> Dienststellenversammlungen gibt es in der laufenden Woche auch im
> berufsbildenden Schulbereich (BMHS). Diese finden allerdings nicht
> öffentlichkeitswirksam zentral an einem Tag statt und sollen nur ein
> bis zwei Unterrichtsstunden dauern. Im Pflichtschulbereich sind keine
> Aktionen geplant, die Lehrer-Arbeitsplätze in diesem Bereich sind
> allerdings auch im Finanzausgleich festgeschrieben.
> (Schluss) aku/cm/wea
>
> APA560 2003-04-09/15:18
> 091518 Apr 03
>
>
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